Hallo ihr da Draußen
Es wird mal wieder Zeit, dass ihr etwas von mir lesen dürft. Gerne möchte ich euch von meiner neuesten Errungenschaft erzählen, auf die ich schon seit einigen Jahren warte, am letzten Freitag war es dann endlich soweit.
Aber jetzt möchte ich euch nicht länger auf die Folter spannen. Ich habe die Krankheit jetzt 5 1/2 Jahre. Nach knapp einem Jahr bekam ich schon meinen Rollstuhl. Man ist ja ziemlich naiv oder wie soll ich es anders schreiben, unvorbereitet. Denn welcher gesunde Mensch, macht sich Gedanken wie man mit einem Rollstuhl fährt, was man alles dafür machen muss und dass es auch beim Thema „Rollstuhl“ Dinge gibt, für die man kämpfen muss, weil man es eben nicht einfach so bekommt, wie man es sich als gesunder Mensch vorstellt.
Als es damals hieß, ich laufe zu viel mit den Krücken umher und das dies für das CRPS völlig kontraproduktiv wäre, beschloss meine damalige Ärztin aus der Uni Klinik Freiburg, dass es an der Zeit wäre, dass ich einen eigenen Rollstuhl bekommen müsse. OmG, einen eigenen Rollstuhl?! Bin ich denn wirklich so krank?! Vielleicht werde ich ja doch wieder gesund und brauche dieses Ding doch nicht für immer! Diese Gedanken schossen mir damals durch den Kopf. Als ich dann das Rezept in der Hand hielt, wo „Rollstuhl“ drauf stand, fühlte es sich so an, als ob mir meine komplette Farbe aus dem Gesicht verschwand und eine Art innere Ohnmacht, machte sich in mir breit. Okey, ich musste cool bleiben, ich habe zwei Kids Zuhause, die sollen auf gar keinen Fall merken, wie schlimm das für die Mama ist, für sie selber war es nämlich auch nicht gerade einfach. Mein damaliger Freund brachte mich zu einem Sanitätshaus in unserer Nähe. Ich muss dazu sagen, ich hatte damals überhaupt keine Ahnung wo was ist aber mein damaliger Freund schon. Wir gingen in das Sanitätshaus rein und dann wurde ich beraten. Man fragte mich, was ich denn genau für einen Rollstuhl haben möchte und ich hätte damals am liebsten gesagt, „gar keinen“ aber das war ja nicht machbar. Die eine, wie nennt man eigentlich die Damen und Herren die dort am Empfang und im Büro sitzen? Ich sage mal einfach die Fachfrau beriet mich so gut es ging und ich wurde dann ausgemessen. Wie breit mein Hintern ist, damit der auch ja in den Rollstuhl reinpasst, meine Beinlänge und als Extra an meinem Rollstuhl gab es eine schwenkbare Beinstütze, die sich auch rauf und runter bewegen lässt, da ich damals ja schon die Krümmung im Knie hatte und mein Bein weder strecken, noch komplett beugen konnte. Als dann alles ausgemessen war hieß es dann nur abwarten und Tee trinken. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis mein eigener Rollstuhl zu mir kam. Ach ja, ich hatte noch vergessen, dass ich meinen Rollstuhl in der Farbe „pink“ haben wollte, Es gab leider kein richtiges Pink aber ein Brombeerpink, das gab es.
Es kam der Tag wo ich meinen Rollstuhl abholen konnte. Ich musste mich dort rein setzen und dann hieß es eigentlich nur noch „gute Fahrt“ sie packen das schon.😉
Ich hatte echt gedacht, dass Rollstuhlfahren einfacher ist aber dem war nicht so. Ich musste üben und üben, mein Kreuz wurde über die Jahre auch breiter und meine Schwabbelarme wurden straffer, einen Vorteil muss es doch geben, wenn man schon die fast komplette A Karte gezogen hat 😉😂. Es war gar nicht so einfach den Rollstuhl in mein Auto reinzukriegen, weil er viel zu schwer war. Denn zwischenzeitlich bekam ich noch einen Zusatzantrieb, welcher mich beim fahren ein wenig unterstützt, gleich wie ein eBike. Jedenfalls war es immer ein Akt, den Rollstuhl ins Auto zu verladen. Ich Dummerchen dachte dann auch, dass ich mir sofort eine Bewilligung holen könne, damit ich auf einen Behinderten Parkplatz parken könne aber was soll ich euch sagen, ich wurde eines besseren belehrt. Ich stellte ziemlich schnell, nachdem ich meinen Rollstuhl hatte, einen Antrag auf einen Behindertenparkplatz. Und was soll ich euch sagen, dieser wurde sofort abgelehnt, mit der Begründung, ich könne ja noch ein bisschen laufen und wenn man zb. ein Baby hat, was in einem Maxi Cosi sitzt, dann müsse man die Autotüren auch weit öffnen. das wäre kein Argument! Mir blieb fast die Spucke im Hals stecken. Dachte ich doch tatsächlich, dass ich so eine Berechtigung sofort bekäme, da ich ja auch auf den Rollstuhl angewiesen bin. Man sagte mir sogar, ich könne ja auch auf einen Mutter-Kind-Parkplatz parken, wenn ich schon keinen Behindertenparkplatz zugesprochen bekäme. Keiner konnte das je verstehen, ich eingeschlossen.
Letztes Jahr im Dezember dachte ich mir, ich könne es ja wieder mal probieren, hat sich mein CRPS ja seit dem Sturz um einiges verschlechtert. Jetzt nach 3 Monaten, bekam ich endlich Post und ich konnte ein Schreiben aus dem Briefumschlag ziehen wo draufstand, dass sich mein Schwerbehindertengrad sich wieder um weitere 10% verschlechtert hätte und dass ich neu nun eine Behinderung von 80%! habe und diesbezüglich hätte ich jetzt auch einen Anspruch auf Parkerleichterung und würde eine Bescheinigung bekommen, die mir das Recht gibt, dass ich in der Öffentlichkeit auf eine Behindertenparkplatz parken dürfe!
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, endlich nach fast 5 Jahren bekomme ich nun endlich diese Erlaubnis. Vielleicht schauen mir dann weniger Leute nach dem Einkaufen auf dem Parkplatz zu, wie ich meinen Rollstuhl ins Auto verlade. Ab jetzt komme ich ohne Probleme aus meinem Auto raus und muss nicht ständig aufpassen, dass ich so parke, dass ich meinen Rollstuhl aus dem Kofferraum bekomme. Ich bin jetzt wirklich mega happy, ich habe wieder ein Hürde geschafft und ich weiß, es werden noch einige Hürden vor mir stehen aber ich weiß auch, das ich diese hinter mir lassen werde, die Frage ist allerdings nur wann!
Jetzt wünsche ich euch allen einen guten Start in die neue Woche 😊
Mit meinen Gedanken werde ich aber in der Ukraine sein und für sie hoffen, dass endlich wieder Frieden einkehrt, das Alles muss doch nicht sein!!!
😢🍀🙏
