Was ist eigentlich CRPS / Morbus Sudeck?

Morbus Sudeck... und wie man es noch nennen kann...
Morbus Sudeck, Sudecksche Krankheit, Algodystrophie, Neurodystrophie, Sympathische Reflexdystroophie und Komplexes regionales Schmerzsyndrom ( auch CRPS, Complex Regional Pain Syndrom) – alle Begriffe bezeichnen ein-und dasselbe Gesundheitsproblem, das der deutsche Chirurg Paul Sudeck Anfang des 20. Jahrhunderts als Erster beschrieb: starke und längere anhaltende Schmerzen an zumeist Händen oder Füssen (oder mehrerer Gliedmaßen), die häufig mit einer Bewegungs- und Funktionseinschränkung einhergehen. Sudeck nannte die Krankheit eine „entgleiste Heilentzündung“ und beschrieb die Ähnlichkeit der Symptome zwischen einer Entzündung und dem Sudeck-Syndrom. Die Häufigkeit der Erkrankung ist unbekannt. Schätzungen in Deutschland gehen von mindestens 10.000 bis 40.000 Fällen aus. Die „Dunkelziffer“ ist nach wie vor sehr hoch. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Selbst im Kindesalter wurde schon Morbus Sudeck diagnostiziert.

Morbus Sudeck wie kann man es noch nennen und wie kam es zu dem Namen: CRPS ?

Kennzeichnend für Morbus Sudeck ist eine trophische Weichteil-und Knochenveränderung sowie Störungen der Vaso Motorik und Sudomotorik der betroffenen Gliedmaße. Im Endstadium kann die Erkrankung zum Funktionsverlust durch Gelenkversteifung und Schrumpfung der Haut, Sehnen und Muskeln führen.
Aufgrund der klinischen Ausprägungsformen der Erkrankung existieren inzwischen eine Vielzahl von synonymen Begriffen für das Krankheitsbild ( z.B. sympathische Reflexdystrophie, Algodystrophie, Schulter-hand-Syndrom, Kausalgie usw.) Daher wurde von der IASP ( international Assoziation for the Study of Pain) die Bezeichnung „Complex Regional Pain Syndrome“ (CRPS) als neuer Oberbegriff eingeführt.

und zum Schluss noch ...

Bis heute ist nicht vollständig geklärt, was diese Krankheit auslöst. Auf dem Boden einer noch nicht geklärten Reaktion feiner und feinster Nerven kommt es zu einer Entzündungsreaktion im verletzten Extremitäten Abschnitt, es treten Durchblutungsstörungen, Ödeme, Hautveränderungen und schließlich auch Funktionsstörungen z.B. der Hand oft begleitet von hartnäckigen Schmerzen.
Morbus Sudeck ist nicht nur eine Krankheit mit vielen Namen, sondern auch eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Die wohl größte Kuriosität der Krankheit ist die Eigenschaft, dass Morbus Sudeck in Einzelfällen „springen“ kann, d.h. dass die Symptome sogar auf die jeweils andere Extremität „überspringen“ können, obwohl diese beim vorausgegangenen Trauma ( Verletzung, schädigendes Ereignis) gar nicht beteiligt oder geschädigt war.
Quelle://Flyer vom CRPS Netzwerk, CRPS Bundesverbankd Deutschland e.V

CRPS / Morbus Sudeck und ihre Symptome

Schmerzen an Armen (zumeist an den Händen) und Beinen (zumeist an den Füssen) sind das typische Leitsymptom eines Morbus Sudeck. Die Symptome sind anfangs unspezifisch, so dass die Diagnosestellung verzögert werden kann. Ebenso ist der Krankheitsverlauf individuell stark unterschiedlich, wobei von der spontanen Totalremission (temporäres bis dauerhaftes Nachlassen der Krankheitssymptome) bis zur Progression (Fortschritt) mit nicht unerheblicher Einschränkung der Lebensqualität alle Abstufungen zu finden sind.
Zumeist beschreiben die Betroffenen einen starken Brennschmerz, „Messerstich-Attacken“ oder auch starkes Kribbeln, als würde eine Armee Ameisen über sie rüber krabbeln. Es besteht ein Ruheschmerz, der sich bei Bewegung noch verstärkt. Ganz einfache Berührungen werden als äußerst unangenehm und schmerzhaft empfunden. Gelenke und Knochen sind sehr druckempfindlich. Fast immer kommt es im Anfangsstadium zu Rötung, Schwellung (Ödem) und Erhitzung der Haut (Zeichen der Entzündung obwohl im Blut keine Entzündungsmarker erkennbar sind), die sich bei längerem Fortbestehen (Chronifizierung) zu einer Blaufärbung und Kältegefühl verändert. In der Hälfte der Fälle besteht eine erhöhte Schwitzneigung (Hyperhidrosis). Bei Hauttemperaturmessungen bestehen Temperaturunterschiede von 1-2 Grad Celsius Seitendifferenz zwischen den Extremitäten. In vielen Fällen kommt es im akuten Stadium zu einem vermehrten Nagel-und Haarwachstum, im chronischen Stadium wechselt es ins Gegenteil. In schweren Fällen kann es zum Abbau der Muskulatur (Atrophie) mit der Ausbildung von Kontrakturen und folglicher Bewegungseinschränkung kommen. Im Röntgenbild ist nach einigen Wochen manchmal eine beginnende gelenknahe, feinfleckige Entkalkung nachweisbar. Es gibt aber auch Fälle, bei welchen im Röntgenbild auch nach Monaten keine Veränderungen sichtbar sind.
Mein CRPS, mein Herr Sudeck

Damit man mit seiner Krankheit irgendwie klar kommen kann, gibt es einige Betroffene, die ihrer Krankheit einen Namen geben, meine Krankheit heißt ganz einfach, „Herr Sudeck“.
Auf dem Bild links neben dem Text könnt ihr mein Bein sehen, wo Herr Sudeck eingezogen ist. Dieses Bild entstand am 22. Juni 2017. Das Bild entstand nach meinem letzten Arbeitstag. Vom 14. November 2016, der Tag nach meiner Knie Arthroskopie bis zu diesem Tag, versuchte ich auf Biegen und Brechen, dass mein Knie doch noch wieder in Odnung kommt und ich wieder durchstarten kann und alles wieder so wird, wie es einmal war. Leider ist dieser Wunsch bis heute ausgeblieben, denn Herr Sudeck ist bis heute bei mir geblieben. 😥 Auf dem Bild kann man erkennen, wie geschwollen mein Knie und mein ganzes Bein ist, wenn man genau hinschaut kann man auch erkennen, wie die Haut glänzt. Ich hatte mein Bein nicht eingecrémt gehabt, es ist ein Symptom von Herrn Sudeck, so zeigt er sich, dass er in einem steckt. 😔

Wie kam es dazu, dass Herr Sudeck in mein Leben trat

Es sind jetzt bald 5 Jahre her, eine verdammt lange Zeit, auch ist und war es eine Zeit, um sich Stück für Stück von seinem alten Leben verabschieden zu können. Denn seit dem 28. September 2016 ist nichts mehr so, wie es einmal war. Niemals hätte ich gedacht, dass mich so eine fiese und hinterhältige Krankheit erwischt. Eine Krankheit die kaum einer kennt, eine Krankheit mit einem veralteten Namen: Morbus =Chronisch / Sudeck = der Name des Professors der diese Krankheit erforschte und der neue zweite Name mit einfach nur 4 verdammten Buchstaben, die keinen Sinn ergeben, wenn man sie wie ein Wort aussprechen möchte = CRPS!

Der Tag, an dem sich mein Leben veränderte ...

Am Morgen des 28. Sept. 2016 bin ich, nachdem mein Wecker geklingelt hatte und nach mehreren Recken und Strecken, langsam aus dem Bett gekrochen. Meine Beine berührten gerade den Boden, ich stand auf und auf einmal merkte ich, wie mir etwas den Boden unter den Füssen weg zog. Ich flog hin, spürte einen stechenden Schmerz in meinem linken Knie, wie es knackte und etwas zerriss. Ich schrie vor Schmerzen auf, hielt mein Knie fest, wälzte mich am Boden, wie ein Fußballer, der gerade gefault wurde. Mein Freund sprang aus dem Bett, rannte um das Bett herum, damit er zu mir kommen konnte und fragte nicht groß was los ist, sondern hob mich vorsichtig ins Bett hoch. Er holte kalte Wickel und legte sie mir aufs Knie. Langsam beruhigte sich der Schmerz. Wir fuhren, nachdem meine Kinder zur Schule gegangen waren, ins Krankenhaus. Es stellte sich heraus, dass nichts gebrochen war, zum Glück aber wie es im Innern des Knies ausschaute, dass wusste man zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich brauchte ein MRT, da dies aber in diesem Krankenhaus nicht mehr möglich war, weil es kurz vor der Schließung stand, musste ich mir selber einen eigenen Termin in einer Radiologie Praxis holen. Im Krankhaus bekam ich dann noch eine Ganzbein-Orthese, so war das Knie geschützt. Wenn man so dörflich oder in einem Kaff wohnt wie ich es tue, ist es nicht einfach, mal eben schnell einen Termin für ein MRT zu bekommen.

Es dauerte über 4 Wochen bis ich quasi als „Notfall“, einen Termin in einer Radiologie Praxis bekam. Man sagte mir nur, dass da einiges im Knie kaputt sei und sich das doch bitte einem Orthopäden zeigen sollte. Und wieder musste ich auf den nächsten Arzttermin warten. Es war Ende Oktober, da bekam ich den ersten Termin in einer orthopädischen Gemeinschaftspraxis. Der Orthopäde schaute sich die Bilder kurz an und meinte dann zu mir, dass es im Knie nicht so gut aussehen würde, es müsste eine Arthroskopie ( Spiegelung ) im Knie gemacht werden, allerdings könne er das nicht selber machen, ich müsste mir einen neuen Termin bei seinem Kollegen holen. Ich dachte doch tatsächlich dass der Kollege ja mal eben kurz rüber kommen könnte aber nein, ich musste mir einen komplett neuen Termin holen, also hieß es wieder einmal abwarten. Eine knappe Woche später bekam ich dann den neuen Termin bei seinem Kollegen. Die beiden Orthopäden hätten nicht unterschiedlicher sein können, sie waren wie Tag und finstere Nacht. Dann kam der Tag, wo ich zu diesem anderen Orthopäden hin musste. Ich wäre diesem Mann am liebsten davon gelaufen aber erstens konnte ich es ja nicht und zweitens hatte ich zu der Zeit noch nicht den Mut gehabt, gegen einen Arzt etwas gegenteiliges zusagen, schließlich müssen wir Patienten uns nicht alles gefallen lassen, auch da gibt es Grenzen. Die Untersuchung war sehr, sehr schmerzhaft bei ihm. Er war sehr grob, so grob das mir die Tränen die Wangen runterliefen und ich kann einiges aushalten. Selbst die Arzthelferin drehte sich weg. Ich fragte den Arzt, ob er sich die MRT Bilder von meinem Knie, anschauen wolle, damit er sich noch ein anderes Bild von meinem Knie machen konnte. Was er dann zu mir sagte, werde ich in mein Leben lang nie mehr vergessen, denn er sagte: „So einen Scheiß brauche ich mir nicht anschauen. Radiologen haben eh keine Ahnung, da muss man immer reinschauen!“ Ich war mehr wie sprachlos aber ich dachte mir, ich will endlich wissen was in meinem Knie nun alles kaputt ist und stimmte dem Ganzem zu und wir machten gleich einen Termin für eine Knie-Arthroskopie aus. Am 14. November 2016 war es dann soweit, mein Freund brachte mich mit dem Auto zu dem Termin und versprach mir, mich wieder abzuholen. Ich hatte ein ungutes Gefühl aber ich wollte es hinter mir haben. Der Anästhesist erklärte mir noch kurz die Narkose und dann schlief ich auch schnell ein. Als ich wieder aufwachte schmerzte mein Knie, es brannte innerlich aber ich dachte mir nichts dabei, schließlich war ich gerade frisch operiert, da sind Schmerzen ja meist normal. Der Orthopäde kam dann zu mir und meinte lapidar, dass er nichts finden konnte, es wäre soweit alles in Ordnung gewesen, nichts Auffälliges. Aber da er schon mal im Knie drinnen war, wollte er dann auch nicht ganz ohne nichts zu machen, wieder raus gehen und er erzählte mir, das er hier und dort etwas Knorpel abgefräst hätte, mehr gab`s nicht zu tun. Er entließ mich als geheilt und meinte dann noch, dass ich nach 10 Tagen zum Fäden ziehen kommen solle. Ich schwor mir aber dort schon, dass ich niemals mehr einen Fuß in diese Praxis setzen würde.
Seit diesem Tag war nichts mehr so wie es einmal war.
Mein Weg nach Nürnberg

Die Tage vergingen und die Schmerzen hörten nicht auf. Ich bekam Physiotherapie und Ergotherapie aber an den Schmerzen änderte sich nichts. Das Bein schmerzte bei den kleinsten Berührungen, es verfärbte sich blau/rot wie eine Salami, das ganze Bein war immer eiskalt, wie ein Eisbein obwohl ich das Gefühl hatte, als würde das Bein innerlich verbrennen. Jeanshosen, die ich so gerne trug, vertrug ich auf einmal nicht mehr am Bein, ich konnte nur noch Jogginghosen tragen oder andere Hosen aus leichten Stoffen. Nach wie vor trug ich diese Orthese. Nachdem meine Fäden dann draußen waren, ging es immer noch nicht besser. Ich versuchte, ohne Gehstützen zu laufen aber es schmerzte weiter und ich ging zu meiner damaligen Hausärztin und erzählte ihr, wie sich meine Schmerzen einfach nicht bessern würden und dass es ohne an Gehstützen zu laufen, einfach zu schmerzhaft wäre. Sie schaute mich an und fragte ob ich Nordic Walking Stöcke Zuhause hätte und ich schaute sie erstaunt an und meinte zu ihr, dass ich welche hätte. Da meinte sie doch allen Ernstes zu mir, dass ich doch lieber mit meinen Nordic Walking Stöcken laufen solle, anstatt der Gehstützen. da würde ich dann auch nicht so krank aussehen! Bitte was?! Wenn man jetzt denkt, dass ich mir das nur ausgedacht hätte, dann kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, das dem definitiv nicht so war, das meinte sie total ernst! Für mich war aber klar, dass ich an Nordic Walking Stöcken keinen richtigen Halt haben würde, somit lief ich wieder an meinen Gehstützen.

Irgendwann rief mich meine Schwägerin an und meinte zu mir dass es nicht sein könne, dass ich immer noch so starke Schmerzen hätte, sie könne mich nicht mehr so leiden sehen. Da sie als Radiologie Assistentin in einer Klinik arbeitete sagte sie zu mir, ich solle ihr mal meine Röntgenbilder schicken und sie würde diese mal ihrem Chef zeigen und er solle dann entscheiden, ob man da nicht doch was machen könne. Tja, was soll ich sagen, ich schickte ganz schnell die Bilder zu meiner Schwägerin nach Hause, ach ja ich sollte noch erwähnen, dass mein Bruder und meine Schwägerin in Nürnberg leben und dass wir ca. 400 km voneinander entfernt wohnen. Das war mir zu der Zeit aber völlig egal, wollte ich doch unbedingt, dass man mir endlich hilft und ich diese fiesen Schmerzen loswerde. Die Bilder kamen bei meiner Schwägerin an, sie zeigte diese ihrem Chef und dieser fand die Aufnahmen vom MRT grottenschlecht. Er sagte zu meiner Schwägerin ihm wäre es am liebsten, wenn ich zu ihnen in die Klinik kommen könne und sie dort noch einmal ein neues MRT machen könnten, denn dann könne man mir vielleicht doch helfen. Gesagt getan. Mein Freund und ich fuhren am 12. Dezember 2016 nach Nürnberg, nahmen uns dort ein Hotelzimmer, da wir bei meinem Bruder und meiner Schwägerin leider nicht übernachten konnten, da ihre Wohnung zu klein war. Meine liebe Schwägerin machte es sogar noch möglich, dass ich nach dem Röntgen noch zu einem sehr guten Orthopäden gehen konnte. Diese Arztpraxis nahm eigentlich nur Privatpatienten an aber bei mir machte er eine Ausnahme.
Mein Besuch bei dem Orthopäden in Nürnberg

Dann kam der Morgen vom 13. Dezember 2017, der Tag an dem sich mein Leben für immer verändern sollte. Wir fuhren in die Klinik zum Röntgen. Meine Schwägerin hatte mir versprochen gehabt, dass sie bei mir das MRT machen würde und sie würde auch aufpassen, dass es keine zusätzlichen Schmerzen mehr geben würde. Sie hatte ihr Versprechen eingehalten, es tat in der Tat nicht weh, sie war sehr vorsichtig. Als die Bilder dann fertig waren, konnten wir auch schon gleich rüber zum Orthopäden gehen, er hatte seine Praxis gleich neben dieser Klinik. Wir kamen in die Praxis rein, meldeten uns an und nahmen dann noch eine kurze Zeit im Wartezimmer platz. Eigentlich war das kein Wartezimmer, denn man war immer noch im Vorraum, wo der Empfang war. Auf einmal hörte ich so ein vertrautes Geräusch, ein Geräusch was ich schon seit Jahren nicht mehr gehört hatte. Ich fragte meinen Freund ob er dieses Geräusch auch hören würde und er meinte ja und lächelte mich an. Es waren die Geräusche einer Schreibmaschine, ja richtig in dieser Praxis wurde noch alles auf einer Schreibmaschine geschrieben. Die eine Arzthelferin saß vor der Schreibmaschine und hatte so komische Kopfhörer in den Ohren. Sie schrieb alles in Steno. Wow, wie lange war das her, dass man so was noch sehen und hören konnte. Wir mussten echt nicht lange warten, da wurden wir auch schon reingerufen. Erst fragte er mich, wie der Unfall passierte und was bisher gemacht wurde. Ich erzählte es ihm ganz ausführlich. Der Doc hörte sehr aufmerksam zu. Er nahm sich wirklich viel Zeit. Er schaute sich ganz in Ruhe die neuen MRT Bilder an, die er grad zuvor bekommen hatte. Er erklärte uns, was er auf den Bildern sah. Dann meinte er, dass er jetzt den Radiologen zu Rate ziehen müsse, da sein Studium nicht weiter ausreichen würde. Das fand ich mal sehr ehrlich. Er verließ das Behandlungszimmer
Nach ca. 10-15 Min. zurück. Er fing an zu reden. Dabei schaute er allerdings nicht mich an, sondern immer nur meinen Freund, ganz früher machte man das noch so, da traute man den Frauen nicht so viel zu aber mir war das in diesem Moment egal, auch wenn er es mir nicht direkt erklärte, erklärte er Schritt für Schritt alles sehr genau und gut. Er wollte sich dann selber einen Eindruck vom Knie machen und ich legte mich auf die Liege hin. Er ging sehr vorsichtig mit dem ganzen Bein um, das hatte zuvor noch kein Arzt so gemacht. Dann fing er an zu erzählen, was er vermutete, was mit meinem Knie los war. Ich hörte Wörter wie „Bones Bruise“ und „CRPS“ ich verstand nur Bahnhof! Er erklärte mir, was er jetzt alles vor hätte und sagte mir ich müsse bei mir Zuhause in eine Schmerzklinik gehen. Leider hatte ich überhaupt keine Ahnung, wo bei uns eine solche Klinik wäre. Er rief seinen Sohn an, der Chirurg war und fragte ihn nach einer guten Klinik bei mir in der Gegend. Es kam Freiburg heraus. Dann verschrieb er mir noch Medikamente und verordnete mir noch eine Cortison Stoßtherapie. Ich war so happy, dass ich endlich eine Diagnose hatte, auch wenn ich überhaupt nicht wusste, was Bones Bruise und ein CRPS ist aber meine Schmerzen bekamen endlich einen Namen. Als wir uns dann verabschiedeten, bedankte ich mich bei ihm und sagte ihm, wie froh ich doch wäre, jetzt endlich eine Diagnose zu haben. Er nahm daraufhin meine Hand, schaute mir in die Augen und sagte zu mir:“ Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir ihr Bein nicht verlieren!“ Bähm, das saß. Als ich draußen war, viel ich meinem Freund um den Hals und weinte erst einmal eine Runde. Als wir wieder im Auto sassen, war Google mein bester Freund. Aber was ich da alles über dieses CRPS lesen musste, gefiel mir überhaupt nicht. Nein, so eine Krankheit wollte ich auf gar keinen Fall haben. Okay, mit diesem Bones Bruise, damit könnte ich mich gut anfreunden, denn so ein Knochmarksödem bleibt allerhöchstens 1 Jahr bei einem aber dieses CRPS, da stand überall, dass dies sehr wahrscheinlich unheilbar ist. Ne nix da, das ist nichts für mich, das brauche ich nicht, sowas akzeptiere ich einfach nicht.Tja, leider hatte mich das Bones Bruise zwar nicht sofort verlassen aber irgendwann verschwand es auf nimmer wiedersehen, dafür ist das CRPS bei mir geblieben. Es war am Anfang eine sehr schwere Zeit.
Was erwartete mich jetzt? Wie ging es medizinisch weiter?

Wie ging es dann mit mir weiter, was erwartete mich?
Insgesamt ging ich zweimal nach in die Uniklinik nach Freiburg, wo ich jedes Mal einen 3 wöchigen stationären Aufenthalt hatte zur multimodalen
Schmerztherapie. Was heisst eigentlich multimodale Schmerztherapie? Jeder Schmerzpatient hat einen Arzt der während des ganzen Aufenthaltes für ihn zuständig ist. Bei der Eingangsuntersuchung legt der Arzt dann erst einmal fest, welche Medikamente am besten für sein Patient ist und dann wird geschaut, welche Therapieformen für den Patienten am geeignetsten ist. Genau mit diesen Therapeuten bleibt er dann im regelmäßigem Austausch und zusammen schauen dann Arzt, Physiotherapeut, Ergotherapeut und Psychologen, welche Therapieformen am besten für einen geeignet sind.
Zuhause wieder angekommen ging es dann los eine geeignete Physiotherapeut/in und Ergotherapeut/in zu finden, die sich auch mit CRPS auskennen. Das war für mich gar nicht so einfach, denn die meisten Physiotherapeuten kennen zwar CRPS aber das heißt nicht, dass sie sich damit auch wirklich auskennen. Es hatte fast ein Jahr gedauert, bis ich meine heutige Physiotherapeutin gefunden hatte, sie ist sehr wertvoll für mich geworden. Zum Glück gab es direkt in meinem Ort eine Ergotherapeutin, die sich auch super mit CRPS auskannte, auch sie war sehr wertvoll für mich. Auch brauchte ich Lymphdrainage und meine Ergotherapeutin fand für mich meine tolle Lymphtherapeutin, ich weiß gerade nciht wie die richtige Beruchfsbezeichnung dafür heisst 😱 Ich hatte dann zweimal die Woche Ergotherapie, Physiotherapie und 1x pro Woche Lymphdrainage
Ein knappes Jahr nachdem ich die Diagnose bekam, bekam ich einen Termin im Sanitätshaus zum ausmessen für meinen ersten eigenen Rollstuhl. War das ein schlimmes Gefühl für mich. Niemals in meinem Leben hätte ich gedacht, dass ich einen Rollstuhl brauche. Da hat man so einer dämlichen Arthroskopie zugestimmt, den Aufklärungsbogen unterschrieben, mit allen Hinweisen und gehofft das einem nichts passieren wird und auf einmal ist man an einer unheilbaren Krankheit erkrankt, dass ist doch nicht fair oder?! Ich weiß es noch wie heute, wie mir die Tränen die Wangen runter liefen, weil ich mit Allem fix und fertig war.
2019 konnte ich das erste Mal in eine Reha gehen, für sage und schreibe 6 Wochen. Es war eine lange Zeit. So lange von meinen Kindern getrennt zu sein und auch die Trennung von meinem Freund war nicht so einfach für mich. Die Reha tat so gut. Ärzte und Schwestern, sogar das ganze Pflegepersonal kannten sich mit CRPS aus. Endlich musste ich nicht alles wieder von vorne erklären, das war so schön. Ich bekam dort wieder neue Medikamente. Leider wurde während meines Reha Aufenthaltes festgestellt, dass das CRPS gewandert war und zwar vom Knie in meinen Fuß. Ich dachte immer, ich hätte eine Achillessehnenentzündung, dabei war das schon das CRPS. Es hätte def. nicht sein müssen. Wusste ich ja, dass das CRPS springen kann, es kann alle Gelenke im Körper in Anspruch nehmen und ich dachte Naiver Weise, das mir das nie passieren würde, schließlich hatte es ja schon mein komplettes Knie in Anspruch genommen aber es sprang. Somit war mein komplettes linkes Bein betroffen, das war ein harter Schlag für mich.
Schicksalsschläge

Ich dachte die ganze Zeit, dass CRPS in meinem Leben langen würde und nicht noch mehr auf mich zukommt, was mich in die Knie zwingen würde. Leider hatte ich mich da getäuscht, es sollte nicht nur CRPS sein, was mein Leben von jetzt auf gleich veränderte und wahrlich nicht zum Positiven, nein das Gegenteil war der Fall. Ich fragte mich in dieser Zeit warum ich?! Ich glaube jeder CRPS Betroffene hatte sich diese Frage am Anfang seiner Erkrankung gestellt. Kurz bevor ich zur Reha musste, bekam ich von meiner Vermieterin die Kündigung wegen Eigenbedarf. Ich war ziemlich schockiert. Wie sollte ich als kranke, alleinerziehende Mama, mit zwei Kindern, zwei Katzen und einem Hund mal eben so schnell eine neue Wohnung finden?! Zum Glück hatte ich ja meinen Freund, der mir dann sagte, dass er mit mir und den Jungs zusammen ziehen wolle. Ich glaube ich muss nicht erklären, wie glücklich ich darüber war. Aber leider sollte es anders kommen als gedacht, denn mein Leben verläuft einfach nie in normalen Bahnen. Es war der 14. März 2019, die Reha war schon längere Zeit zu Ende und wir waren schon mitten in der Planung unseres Umzuges in Gange. Mein Freund und ich wollten an diesem Tag eine neue Küche kaufen, denn wir hatten das große Glück gehabt, dass wir in eine Neubauwohnung einziehen konnten. Ich war gerade dabei, meine Tasche zu packen, als mein Freund nach Hause kam und wir eigentlich los wollten. Tja eigentlich, denn auf einmal sagte er mir, zwischen Tür und Angel: „Du ich, glaube ich möchte unsere Beziehung beenden, ich habe gemerkt, dass ich doch lieber Single bleiben möchte!“ Und das sagte er mir nach knapp 3 Jahren Beziehung, einfach so aus dem Nichts heraus. Niemals hätte ich damit gerechnet. Es gab keine Streitereien zwischen uns oder andere Anzeichen, die mich hätten Hellhörig werden lassen müssen. Ich dachte ich hatte mich verhört gehabt. Er hatte ja Tage zuvor sogar den neuen Mietvertrag, von unserer ersten gemeinsamen Wohnung unterschrieben gehabt, deshalb dachte ich jedenfalls, als er den Mietvertrag direkt zu unserem neuen Vermieter brachte und diesen dann in dessen Briefkasten schmiss, dass er das auch wollte und sich darauf freute, schließlich kam die Idee ja auch von ihm! Tja, auch da wurde ich dann übelst enttäuscht und eines besseren belehrt. Er hatte den Mietvertrag nicht unterschrieben gehabt, geschweige denn seine Wohnung gekündigt, was er mir aber zuvor versicherte, er sagte mir damals ja, das er dies alles getan hätte. Tja, es war alles eine Lüge. Nun stand ich da, mit gekündigter Wohnung, einer neuen Wohnung die für mich alleine viel zu teuer war aber was sollte ich machen, es gab keine Alternative oder doch? Ich redete mit meinem neuen Vermieter und erklärte ihm meine neue Situation und er machte es tatsächlich möglich, das ich in eine etwas günstigere Wohnung einziehen konnte, die zwar immer noch teuer war aber irgendwie würde es schon gehen, ich hatte ja keine andere Möglichkeit. Ach ja, damit man nachvollziehen kann warum das alles so teuer für mich war, mir wurde ja noch mein sicherer Arbeitsplatz gekündigt. So schnell kann es passieren, dass man so viel verliert. Ich hatte Existenzängste, die ich heute immer wieder mal habe. Ich bekomme zwar eine kleine Erwerbsminderungsrente und Pflegegeld aber damit kann man def. keine großen Sprünge machen. Dann kam der Tag, wo ich Hartz IV anmelden musste, es war der blanke Horror. Ich kann def. niemanden verstehen, der freiwillig Hartz IV Empfänger sein möchte. Man muss sich vor dem Amt quasi nackt ausziehen, es war so schlimm und erniedrigend für mich. Ich musste zusehen, dass ich so schnell wie möglich aus dieser überteuerten Wohnung raus kam. Dank meiner Freundin, die eine Anzeige in der Zeitung sah und mich dazu drängte dort anzurufen, bekam ich für die Jungs und mich und unseren Vierbeinern, ein altes Haus für uns ganz alleine, dass wir mieten konnten. Es hat so einen tollen Mietpreis, das ich einfach sofort zuschlagen musste. Ich war die Erste die sich das Haus anschauen durfte und bekam sofort den Zuschlag, ich war so happy, endlich war das Glück mal auf meiner Seite. Und kurz danach schaffte ich den Absprung vom Hartz IV.
Das war jetzt mal in kurzen Zügen ein kleiner Einblick, wie es bis heute in meinem Leben ablief, seit das CRPS bei mir einzog. Es war und ist nicht einfach aber es wurde ja nie behauptet, dass ein Leben unbedingt immer einfach sein müsste. Wie oft dachte und denke ich ab und an, warum kann diese Pechsträhne nicht endlich mal aufhören, es ist doch alles schon so bescheiden. Aber dann sage ich mir immer wieder, dass ich trotz allem ein wunderschönes Leben habe. Zwei tolle Kinder die ich über alles liebe, eine weltbeste Mama, ein paar ganz tolle Freunde, die seit ich krank bin, noch bei mir geblieben sind und auch die Freunde, die ich dank dem CRPS kennenlernen durfte. Ich bin def. kein Mensch der den Kopf in den Sand steckt und sich dann seine Wunden leckt. Nein, ich bin dankbar für mein Leben, denn ich habe nur dieses eine Leben, mehr bekommen wir hier auf Erden nicht geschenkt.















